Abschied

Ja, Hans-Werner hat nun vorgelegt und ich gebe ihm Recht. Das Moppedfahren ist nicht mehr das, was es für mich (uns) 25 Jahre lang war! Obwohl ich mich, speziell auf uns Beide bezogen, frage:

„Wer richtet eigentlich in diesem Jahr unser „Silber-Jubiläum“ aus?

Seiner Jahrestabelle kann man sehr schön entnehmen, dass es für uns Beide genau vor 25 Jahren losging mit dem gemeinsamen Motorrad fahren.

Dabei kann ich ihn, was die Nutzung von motorisierten Zweirädern betrifft, sogar noch überbieten. Und zwar genau um die Zahl von Jahren, die ich älter bin als er!

Doch genau genommen wurden meiner Schwester und mir schon mit 4 bzw. 3 Jahren  die „heißen Öfen“ näher gebracht, indem unser Vater uns im Beiwagen seiner Maschine (?) mitfahren ließ.

Meine eigene Moped-Karriere begann mit 16 Jahren im Jahr 1965 mit dem Führerschein der Klasse V, der mich zum Führen von motorisierten Zweirädern bis 50 ccm und einer maximalen Höchstgeschwindigkeit von 40 Stundenkilometern berechtigte. Er war dringend erforderlich geworden, da mir mein Opa mütterlicherseits sein Uralt-Moped, eine „Göricke“ vermacht hatte.

Nachdem ich diese (ohne dass ich Ahnung davon hatte) nach ca. 3 Stunden Arbeit in seinem Hinterhof in Lüneburg zum Laufen gebracht und mir dann ebenfalls (noch zu Fuß) in Lüneburg ein Versicherungskennzeichen besorgt hatte, startete ich damit meine allererste „Mopped-Tour“ von Lüneburg zu meinem damaligen Wohnort Uelzen – 36 km!

Diese „Maschine“ war mir in den letzten Schuljahren bis zum Abitur ein wertvoller Begleiter und ich verhökerte sie danach noch für 20 DM an einen Freund.

Dann war erst einmal Pause bis zum Studium, wo ich Claudia kennenlernte. Bei einem der ersten Besuche bei ihren Eltern in Schnackenburg an der Elbe führte sie mir ihr altes Moped vor und ihr Vater zauberte irgendwoher ein weiteres „Uraltmodell“, das ich haben könnte. Ich griff zu, denn beide Mopeds liefen und wir starteten gemeinsam zu meiner zweiten „Mopped-Tour“ von Schnackenburg nach Lüneburg – ca. 90 km! Wir genossen es nun in Lüneburg motorisiert zu sein und die Wege von unseren Behausungen zur Hochschule zügig und ohne Kraftanstrengungen zurück legen zu können. Liebevoll wurde meine Maschine dann im Hinterhof von Claudias Wohnung noch einmal aufgepäppelt.

Mit dem ersten eigenen „Vierrad-Fahrzeug“ einen Uralt-VW-Käfer, den Claudia von ihrer Mutter geschenkt bekam, war für viele Jahre Schluss mit dem motorisierten Zweirad fahren. Erst als mir in den späten 70gern Gerd über den Weg lief, der zu Hause in Schnakenbek eine wenig genutzte Honda mit 250 ccm stehen hatte, wurde ich wieder an die Mopedzeiten erinnert und raffte mich auf, um 1983 den unbegrenzten Motorrad-Führerschein zu machen. Doch auch danach passierte lange nichts, außer, dass Gerd mir anbot, hin und wieder seine Honda „auszuführen“, da er selbst kaum Zeit dafür fand. Gut, die wenigen Male, die ich sein Angebot nutzte, kann man an einer Hand abzählen, aber immerhin.

Die Krönung dieser motorradlosen Zeit war dann die dritte „Mopped-Tour“, die Gerd, Udo (der hatte auch so eine 250ger Honda) und ich entlang der Elbe ins Niedersächsische unternahmen und auf „Teufel-komm-raus“ mit einer Übernachtung im Schlafsack und im Freien unter dem Aussichtsturm Kniepenberg an der Elbuferstraße zur ersten „Zweitages-Tour“ steigerten. Ich selbst hatte mir dazu das Motorrad von Harry aus Schnakenbek leihen müssen.

Dann war wieder Ruhe! Bis 1997! In diesem Jahr waren Claudia und ich mit Nicola und Rasmus in den USA, einmal um den Westen des Landes per Wohnmobil zu erkunden und zum Anderen, um die amerikanischen Gasteltern von Nicola zu besuchen, bei denen sie im Vorjahr ihr Austauschjahr verbracht hatte. Mich begeisterten im sonnigen Westen die zahlreichen Motorrad- speziell Harley-Fahrer, die wirklich frei (im T-Shirt und ohne Helm) über die Highways cruisten und wieder daheim berichtete ich in der Volleyball-Runde, zu der mittlerweile auch Hans-Werner gehörte, davon. Das „Gespenst“, eine „Harley-Tour“ in den USA zu machen, tauchte auf und wurde nach dem Studium von Reiseprospekten, die so etwas anboten, wieder in die Kiste verbannt. Das Argument: „Für den Preis kannst du dir ja ein Motorrad kaufen“, war nicht von der Hand zu weisen und wurde von Hans-Werner wörtlich genommen. Eines Tages stand er plötzlich mit seinem „Chopper“ bei mir vor der Tür und verkündete: „Nun bist du dran!“

Bei soviel Druck, für den ich ja letztendlich selbst verantwortlich war, konnte ich nicht nein sagen und erstand kurze Zeit später mein erstes eigenes Motorrad. Eine gebrauchte 250ger Kawasaki, die ich in Echem am Straßenrand hatte stehen sehen.

Hans-Werners Tabelle zeigt es. Gemeinsam starteten wir 1999 zu unserer ersten Motorrad-Tour entlang der Elbe. Unsere Begeisterung übertrug sich auf Gerd und Udo und die weiteren Touren kann man der Tabelle entnehmen.

Allerdings führte das gemeinsame Fahren auch dazu, dass sukzessive „aufgerüstet“ wurde und ich im Jahr 2002 mit neuer, gebrauchter, aber stärkerer Maschine an der 2. Tour nach Bad Sooden-Allendorf teilnahm. Eine Yamaha XJ 600 S Diversion

Nach 6 Jahren folgte ich 2008 noch einmal dem allgemeinen Trend und steigerte meine Kubikzahl von 600 auf 900. Denn nachdem ich auf den Hamburger Motorradtagen auf einer Yamaha TDM 900 A probegesessen und die Auskunft erhalten hatte, dass diese Maschine sich auch tiefer legen lässt (bei meinen kurzen Beinen absolut erforderlich), erstand ich in diesem Frühjahr mein erstes „nigel-nagel-neues“ Motorrad.

Es sollte in den nächsten 14 Jahren mein sehr zuverlässiger Untersatz sein.

Doch zwei Highlights in diesen 14 Jahren, die Hans-Werner und ich nicht auf unseren eigenen Maschinen erlebten, dürfen hier nicht unerwähnt bleiben, da sie zumindest für mich mit dem Fahren auf Motorrädern verbunden waren, die ich mir privat nie geleistet hätte.

Das war einmal unsere gemeinsame USA-Reise 2012, die für mich mit einer Motorrad-Tour auf einer Harley Davidsen Heritage Softtail und mehr als 5000 Kilometern verbunden war

und zum Anderen im Jahr 2019 unsere ebenfalls gemeinsame Süd-Afrika-Reise, auf der ich erstmalig eine tiefergelegte BMW F 700 GS unter dem Hintern hatte und mit der ich sehr gut zurecht kam. Auch diese Tour schlug mit wieder knapp 5000 Kilometern zu Buche.

Mindestens ebenso viele Kilometer wollten Hans-Werner und ich auf unserer ersten geplanten Frankreich-Tour über die Route des Grandes Alpes zurücklegen, die dann aber nur bis in die Schweiz reichte, da bei meiner TDM die Schaltung mehrfach versagte und wir die Tour abbrachen.

Bereits da kamen bei mir die ersten Überlegungen auf, mir kein neues Motorrad mehr zu kaufen und die Zweirad-Fahrerei ganz einzustellen, doch letztlich entschied ich mich anders und schlug noch einmal zu, indem ich Konzessionen an meine reduzierte körperliche Fitness machte und Gewicht und Leistung bei der neuen Maschine verringerte. Das Ergebnis war eine Yamaha Tracer 7 mit der Erstzulassung in 2023.

Diese „neue“ Maschine mit 5851 gefahrenen Kilometern jetzt wieder zu verkaufen und in Zukunft ganz auf die gemeinsamen Motorrad-Touren verzichten zu müssen, lässt schon etwas Wehmut aufkommen. Angesichts der körperlichen „Macken“, die uns alle im Alter ereilen, stimme ich Hans-Werner jedoch zu und halte es für die richtige Entscheidung zur richtigen Zeit, nicht ohne festzustellen:

„Es war eine tolle Zeit, die ich in meinem Leben nicht missen möchte!“

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Eine Antwort zu Abschied

  1. hansi sagt:

    Ja Eberhard, es waren schöne Touren! Viele schöne Erinnerungen bleiben, auch wenn nicht immer alles glatt gegangen ist! 😉
    Aber was machen wir jetzt? 🙁

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